Was mich selber überrascht hat, sind die Belichtungsreserven einer modernen Kamera!

 

Seit einem knappen halben Jahr fotografiere ich mit der aktuellen Canon 5D Mark IV – ein Wechsel von der Mark II hatte vor allem zwei Gründe: Der deutlich bessere Autofokus und der neue Sensor, der eine bessere On-Chip-AD-Wandlung bereithält und so mehr Reserven in den Tiefen haben sollte.

Der AF ist wirklich wesentlich besser geworden. Mehr AF-Felder, bessere AF-Feld Auswahl und deutlich schneller. Vögel im Flug zu fotografieren beschert eine wesentlich höhere Trefferquote als mit der Mark II. Auch die Micro-AF-Punkt-Wahl ist bei Portraits sehr viel Wert, da man den AF-Bereich extrem klein halten kann (nur das Auge bei Portraits!)

Was die Reserven in den Tiefen hergeben, habe ich jetzt selber überraschend herausgefunden. Eine klassische Gegenlichtaufnahme in die Sonne: Wenn man noch Struktur im Himmel um die Sonne haben möchte, muß man sehr knapp belichten. Dadurch liegt der Rest der Landschaft meist in tiefem Dunkel, ohne das sich noch was erkennen läßt.

Mit ein wenig Lightroom (Tiefen aufhellen, Dunkle Mitteltöne aufhellen, Lichter und Weiß reduzieren, Belichtung anheben, selektiv die Steine Aufhellen und ein paar andere Kniffe) läßt sich hier erstaunliches noch rausholen, ohne das die Qualität leidet (Rauschen, Farbabrisse,…)!

An sich schon ein annehmbares Bild! Will man noch mehr rausarbeiten, muß man mehr Zeit investieren, aber es steckt noch einiges an Potential drin:

Hier wurde noch in Photoshop nachgeholfen: Über mehrere Ebenen “dodge and burn”, selektive Farbkorrektur, Farbverstärkung durch Modusänderung,… es wird immer besser.

 

In die entgegengesetzte Richtung geht es nicht ganz so gut. Ein überbelichtetes Bild, bzw ein Bild, in dem der Vordergrund schon mehr Zeichnung hat und dafür die Sonne überbelichtet ist, läßt sich deutlich schlechter bearbeiten:

Aber auch da ist noch was drin:

Auch ein annehmbares Bild: Die Sonne strahlt mehr, was ich aber nicht als wirklich störend empfinde.

 

Doch was früher in der Dunkelkammer ging, geht heute meist noch viel einfacher: Ein Sandwich aus mehreren Bildern, in dem man aus dem hellen Bild den Vordergrund und aus dem dunklen Bild die Sonne und den Himmel nimmt. Heute nennst sich das HDR (High Dynamic Range) und läßt sich noch einfacher steuern, da Masken und Verläufe besser zu handhaben sind. Genaugenommen hat HDR noch mehr Vorteile (größere Farbtiefe), aber das ist mehr was für Spezialfälle.

Also fluchs mal die Automatik in Lichtroom ein bißchen rechnen lassen, danach noch ein wenig Finetunig und dann wird es langsam ein WOW-Bild:

Für manche mag es schon zu viel sein, vor allem, wenn man die anderen Bilder vorher gesehen hat. Aber als Einzelbild gefällt es mir!