Die Octomore-Whiskies spalten wie kaum ein anderer Whisky die Single-Malt-Gemeinde. Sind sie gut oder nicht? Die Version 7.4 hat mich in vielerlei Hinsicht überrascht.Die bisherigen Octomores waren bis auf eine Ausnahme 5 Jahre alt, mit unterschiedlichen, wenn auch extremen ppm-Angaben, was die Phenole angeht, und sie waren oft mit unterschiedlicher Gerste hergestellt, oder in unterschiedlichen Hölzern gereift. Geschmacklich gab es viele Gemeinsamkeiten, aber auch deutliche Unterschiede.

Allen gemeinsam war eine überraschend geringe Rauchigkeit, wenn man sich die PPM-Werte ansieht. 150-250 ppm versprachen eine Rauchbombe, meine Nase hätte eher auf 20ppm getipp. Allen gemeinsam war auch diese typische PortCharlotte-Pfirsich-OrganischeChemie-Fruchtigkeit gepaart mit einer überzeugenden Deutlichkeit an Kraft und Rasse, nicht zuletzt durch den hohen Alkoholgehalt und die Jugend. Viele der Octomores empfand ich als sehr lecker!

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Nun kommt der 7.4 daher und plötzlich ist alles anders: 7 Jahr im Faß. Eine Farbe, die so manches Sherry-Finish blaß aussehen läßt. In der Nase fast kein Rauch, ein klein wenig frisch geteerte Straße, kein bißchen Pfirsich oder organische Chemie. Ohne Wasser im Mund sehr rund und verschlossen. Die 61 Vol.% sind kaum zu spüren. Mit Wasser (ca. 55 vol.%) vollmundig, Vanille, Toffee, etwas Holz, noch mehr Toffee, leichte Würze, und dunkles Karamel. Ein Abgang, der einfach nicht enden will. Nur nochmal zur Erinnerung: 7 Jahre! Nichts von ruppiger Jugend, kein metallischer Beigeschmack, kein kurzer scharfer Abgang. Der ist absolut Erwachsen und braucht sich hinter keinem 18-jährigem zu verstecken. Von wegen nur das Alter zählt. Das Fass zählt!

Aber ist es noch ein Octomore? Laut Etikett ja, nach meiner Erwartung nein. Die typischen Aromen fehlen, die gewisse Aufdringlichkeit der anderen Octomore-Abfüllungen fehlt, der Rauch fehlt. Aber lecker ist er!